Archäofuturistische Fiktion 
Frank Herberts Dune

1,248 words

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Wenn Science-Fiction typischerweise „progressiv“ und Fantasy-Literatur „rückwärtsgewandt“ ist, dann brauchen wir eine dritte Kategorie für die sechs Dune-Bücher von Frank Herbert (1920-1986) – gar nicht zu reden von George Lucas’ sechs Star Wars-Filmen –, die futuristische Sci-Fi-Elemente mit den archaischen Werten und magischen Welten der Fantasy verbinden.

Glücklicherweise hat der Theoretiker der französischen Neuen Rechten, Guillaume Faye, bereits die perfekte Bezeichnung für dieses Genre geprägt: Archäofuturismus, der für ihn eine Art politischer und geschichtlicher Philosophie ist. Aber gleichzeitig beschreibt Archäofuturismus auch eine einzigartige fiktionale Gattung, die den Vorstellungen der radikalen Rechten, der Alten und der Neuen, sehr nahe kommt (Faye selbst schließt sein Buch übrigens mit einer Novelle, mit einer fiktionalen Darstellung des Systems, das er zuvor theoretisch dargelegt hat).

Dune, der erste Roman von Herberts-Serie, ist der meistverkaufte Science-Fiction-Roman aller Zeiten. Dune spielt mehr als 21.000 Jahre in der Zukunft. Die Menschheit hat die Galaxie kolonisiert und hoch entwickelte Technologien erschaffen: Raumschiffe, Ornithopter, Laserwaffen, Energieschilde etc. Ganze Planeten wie Ix und Richese widmen sich der Förderung der technologischen Zivilisation durch Forschung.

Auch Religion und Mystik spielen im Dune-Universum eine große Rolle. Herbert zeigt, wie Religion von den Mächtigen als zynisches Instrument der sozialen Kontrolle eingesetzt werden kann. Aber er zeigt auch, wie aufrichtiger, religiöser Fanatismus Gesellschaften revolutionieren kann. Zum Beispiel gab es im Universum von Dune mehr als 10.000 Jahre vor der Handlung des ersten Romans einen Religionskrieg, Butlers Jihad, der alle Formen von künstlicher Intelligenz zerstörte und ihre Entwicklung untersagte.

Herbert untersucht, wie ökumenische Ideen – wie die traditionelle Idee einer transzendentalen Einheit der Religionen – verwendet werden kann, um Frieden und Toleranz zu fördern, wo exklusive Formen des Monotheismus zu Intoleranz und Konflikten führen. Schließlich ist sich Herbert auch der Bedeutung von Religion und Ritualen, von Hierarchien und Initiationsriten bewusst, wenn es darum geht, hierarchische Gesellschaften, insbesondere Geheimgesellschaften, zusammenzuhalten.

Das Verbot der künstlichen Intelligenz zwang die Menschen, ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten fortzuentwickeln. Drei Gruppen gingen am weitesten in diese Richtung.

Zunächst schufen die Bene Tleilax Mentaten – Menschen, die als menschliche Computer Berechnungen durchführen, Probleme lösen, und Daten in ihrem Gehirn speichern können.

Zweitens lernte die Raumgilde, die für das Reisen mit Lichtgeschwindigkeit notwendigen Computer durch die geistigen Kräfte ihrer Navigatoren zu ersetzen; diese durch das Spicemutierten Menschen besitzen die Fähigkeit, kraft ihres Wissens um die Zukunft den „Weltraum zu falten“ und somit ihre Raumschiffe von einem Ort der Galaxie zu einem anderen zu bewegen.
Drittens ist die Bene-Gesserit-Schwesternschaft ein quasireligiöser Orden mit Ziel, die künftige Entwicklung der Menschheit durch Eugenik zu führen.

Sowohl die Gilde als auch die Bene Gesserit sind abhängig von einer Droge, der „Spice Melange“, die die Macht hat, Leben zu verlängern und das Bewusstsein zu erweitern. Und da die Zivilisation der Galaxie von der Raumfahrt abhängt, ist das Spice die wertvollste Substanz im Universum. Und es wird nur auf einem Planeten gefunden: auf Arrakis, auch Dune genannt.

Die Idee einer Raumgilde sowie der hierarchischen Orden wie den Bene Tleilax und den Bene Gesserit, die alle mittelalterlichen Institutionen ähneln, die sich Kräften bedienen, die im Endeffekt magischen Kräften entsprechen, verorten Dune fest in dem archaischen und magischen Kosmos der Fantasy-Literatur .

Auch gibt es Schwertkampf genauso wie Zauberei im Dune-Universum: Die Galaxie wird von dem Padischah-Imperator regiert, während viele Planeten unter der Herrschaft von Herzögen, Grafen und Baronen stehen, die einen „Landsraad“ formen – eine Zusammenkunft der Adelshäuser. Andere Planeten, wie Bene Tleilax, IX und Richese entsprechen den freien Städten des Mittelalters. Kurz gesagt: Wir finden in der Welt von Dune ein Feudalsystem vor.

Herbert beklagt des Weiteren dieses System nicht als repressiv und ungerecht. Tatsächlich betrachtet er den Feudalismus als eine überlegene Form der Regierung und allein dafür geeignet, der Menschheit die Expansion zu den Sternen zu erlauben und sich in der Galaxie auszubreiten. Im Gegensatz zur liberalen Demokratie ist Feudalismus ein stark dezentralisiertes System, das sich für die Regierung von weit verstreuten Planeten eignet und dafür, die daraus resultierenden hohen Transportkosten zu tragen. Weiterhin ermöglicht Feudalismus, im Gegensatz zur liberalen Demokratie, große Strategien über weite Zeitspannen zu verfolgen, was unablässig für Raumfahrt und die Kolonisierung der Sterne ist.

Aufgrund der Dezentralisierung der Macht und der hohen Transportkosten entwickelten die verschiedenen Planeten des Imperiums sehr unterschiedliche Kulturen, einige frei, martialisch, und galant (wie das Caladan der Atreiden), andere despotisch, genusssüchtig und grausam (wie das Giedi Prime der Harkonnen). Aber alle Planeten haben hierarchische und aristokratischen Regierungsformen. Herbert hat dabei nie ein gutes Wort für Liberalismus und Demokratie.

Im Dune-Universum sind martialische und aristokratische Werte dominant, und auf kommerzielle, wenngleich sie unvermeidlich und weit verbreitet sind, wird mit aristokratischer Verachtung herabgeschaut.

Große (Adels-)Häuser konkurrieren miteinander und schließen sich in Bündnissen zusammen, im Einklang mit ihrem strikten Ehrenkodex. Atomwaffen sind geächtet. Laser und Projektilwaffen sind selten wegen der Existenz von Energieschilden, die jedes Projektil stoppen und sogar sowohl Angreifer als auch Ziel zerstören, wenn sie in Kontakt mit einem Laser kommen. Schilde sind jedoch nicht in der Lage, langsame Klingen im Nahkampf abzuwehren, und so befördern diese High-Tech-Energieschilde verwegene Kämpfe mit Schwertern und Messern.

Nun, bevor ich auf die wichtigsten Charaktere und die Handlung von Dune zu sprechen komme, müssen wir innehalten, um uns zu fragen, warum diese Romane eine so starke Anziehungskraft auf die Rechte haben. Die Antwort ist natürlich, dass Frank Herbert politisch nicht links stand. Kein linker Autor hebt Feudalismus über Demokratie, Hierarchie über Gleichheit und kriegerische Tugenden über bürgerliche – aber Frank Herbert tut dies. Kein linker Autor legt großes Gewicht auf Vererbung, spricht von einem rassischen Gedächtnis, lobt Eugenik und erklärt die darwinistischen Vorteile, in deren „Genuss“ menschlichen Populationen kommen, die in einer rauen Umgebung leben, der viele zum Opfer fallen. Frank Herbert tut genau dies.

Herberts Romane sind zutiefst anti-humanistisch und anti-individualistisch. Er denkt in Formen der Evolution der menschlichen Spezies über weite Zeitspannen. Er schaut auf die Geschichte wie ein General auf ein Schlachtfeld, wobei er kaltblütig individuelle Leben für eine größere Sache opfert.

Herbert zeichnet den Aufstieg und Fall von Zivilisationen durch große Zyklen der Geschichte nach, die sich von vitaler und heroischer Barbarei zu zynischen, verkrusteten und dekadenten Zivilisationen entwickeln, um dann wiederum von jungen Barbarenvölkern ausgelöscht zu werden (seine Sicht auf historische Zyklen ist recht nah an Giambattista Vico und Oswald Spengler, die beide in vitaler Barbarei die erste Phase der Geschichte sehen – im Gegensatz zu dem Goldenen Zeitalter der Traditionalisten).

Für sentimentale und humanistische Zeitgenossen kann der Gesamteffekt von Herberts Werk düster, bedrückend und geschmacklos sein.

Einige Aspekte von Dune finden natürlich auch ihren Widerhall auf der Linken. Als der Roman im Jahr 1965 erschien, stießen die Ideen von bewusstseinserweiternden Drogen und die eingesprenkelten Hindu-Begriffe auf offene Ohren in der linken Gegenkultur.

Dune kann auch als antikoloniale Allegorie gelesen werden. Arrakis produziert das wertvollste Gut im Universum (das Spice), aber seine Bewohner – insbesondere die in der Wüste lebenden Fremen – verbringen ihr Leben in völliger Entbehrung. Sie träumen davon, einen Guerillakrieg zu entfesseln und so Arrakis unter ihre Kontrolle zu bringen; mittels des so erlangten Reichtums suchen sie ein besseres Leben.Dies führt zu einem dritten Thema in Dune, das bei der Linken beliebt ist, die Ökologie. Mittels Terraforming soll aus der Wüste Arrakis irgendwann ein irdisches Paradies entstehen.

Keines dieser Themen wendet sich an die republikanische oder die libertäre Rechte. Aber die Neue Rechte kann und wird diese Themen – Ökologie, östliche Spiritualität, Antikolonialismus bzw. Antikapitalismus, und sogar ein bisschen Spice – zusammen mit Herberts anti-egalitärer Biopolitik – in einer breiteren Synthese mit offenen Armen willkommen heißen.

Source: https://ahnenreihe.wordpress.com/2014/12/28/archaofuturistische-fiktion-frank-herberts-dune/ [3]