Marvel Comics, Ethnizität und Rasse

[1]4,353 words

Übersetzt von Deep Roots

English original here

Ich möchte den Fußspuren von Jonathan Bowden [2] folgen und Rasse und Ethnizität im Kontext der Marvel-Comics diskutieren. Ich war früher ein Sammler und teile ironischerweise mit Bowden meine Wertschätzung für die Geschichte Zukala’s Daughter [3]. Manche glauben, daß dieses Thema bloß „kindischer Quatsch“ ist, aber da widerspreche ich.

Während dies nicht mein übliches Diskussionsthema ist, so trifft es zu, daß der „Kulturkrieg“ über verschiedenartige Medien geführt wird, wie die Popkultur, zu der Comichefte gehören. Die Machthaber haben seit langem beeindruckbare Jugendliche mit multikulturalistischen Botschaften über das Medium Comic ins Visier genommen. Da die Kultur das „Meer“ ist, in dem unsere Genotypen und Phänotypen „schwimmen“, ist es nützlich, Aspekte dieser Kultur zu untersuchen und zu bewerten, und daher sind Comics ein legitimes Thema der Analyse.

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Stan Lee

Es muß festgehalten werden, daß das Imperium von Marvel Comics vorwiegend auf dem Werk von zwei Männern erbaut wurde, beide von jüdischer Abstammung – des Autors Stan Lee [5] (Stanley Martin Leiber) und des Zeichners Jack Kirby [6] (Jacob Kurtzberg). Natürlich waren auch andere Autoren und Zeichner wichtig, einschließlich späterer jüngerer, die zum Redakteur aufstiegen, und viele davon waren Nichtjuden. Jedoch waren es Lee und Kirby, die die Basis für alles schufen, was folgte, und die Marvel auf den besonderen ideologischen Weg brachten, wie er hier umrissen wird, der rassische Toleranz, Gegnerschaft zu Bigotterie und eine gänzlich nichtrassische Form des amerikanischen Verfassungspatriotismus betonte.

Fürs Protokoll: Ich möchte kurz die Lee-Kirby-Methode der Produktion von Geschichten kommentieren, die von Marvel als Ganzes übernommen wurde und den kreativen Prozeß revolutionierte.

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Jack Kirby

Hier denkt sich der Autor (z. B. Lee) die allgemeine Geschichte aus, und dann zeichnet der Zeichner (z. B. Kirby) auf Basis des ursprünglichen groben Umrisses die Einzelbilder, womit er im wesentlichen den Handlungsstrang und die Details der Geschichte festlegt. Dann kommt der Autor hinzu und schreibt den eigentlichen Text.

Bei diesem System ist der Zeichner ein gleichberechtigter Mitarbeiter beim Handlungsverlauf, und Spannungen, die mit Kirbys Wunsch nach gleichberechtigter Namensnennung zusammenhingen, bereiteten Marvel später Probleme, die dazu führten, daß Kirby schließlich die Firma verließ, womit das sogenannte „Silberne Zeitalter“ des (Marvel-) Comics beendet wurde.

Die Fantastic Four

The Fantastic Four [8] (Ausgabe #1 – Nov. 1961) war der erste von Marvel und der berühmten Kombination Lee-Kirby produzierte „Superhelden“-Comic; Marvel (einschließlich Lee und Kirby) hatten zuvor in den 1950ern eine Serie von Monster-Comics produziert. Hier gab es einen Paradigmenwechsel in der Welt der Comics, indem die Helden – mental und emotional – als „normale“ Menschen dargestellt wurden, nicht als gottähnliche Helden; wir beobachten Charaktere mit all den Problemen und Schwächen gewöhnlicher Leute, ein Konzept, das in dem nachfolgenden Charakter Spider-Man zu seinem vollsten Ausmaß in entwickelt wurde.

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Filmbesetzung der „Fantastic Four“, von links nach rechts: The Human Torch, the Thing, Invisible Girl, Mr. Fantastic

Die Fantastic Four werden von Reed Richards (Mr. Fantastic) angeführt, einem Superhelden mit der Fähigkeit, sich zu strecken (ähnlich Plastic Man), und bestehen auch aus seiner Ehefrau Susan Storm Richards (Invisible Girl), ihrem jüngeren Bruder Johnny Storm (The Human Torch) und ihrem Freund Ben Grimm (the Thing).

Ethnisch/rassisch können sie wie folgt beschrieben werden: Richards und die beiden Storms scheinen nach Nachnamen, Hintergrund und physischer Erscheinung Amerikaner der Gründerpopulation zu sein (d. h. britischer Abstammung). Richards ist ein braunhaariger, braunäugiger, hellhäutiger Nord-Atlantide, während die beiden Storms blonde, blauäugige Nordische sind. Ich werde die Besetzung der halb-mexikanischen (1/8 indianischen) Schauspielerin Jessica Alba als Sue Storm in der Hollywood-Version [10] dieses Comics ohne ausführlichen Kommentar übergehen. Der Charakter des Johnny Storm wurde in der Filmversion ebenfalls etwas dunkler gemacht, bleibt aber ein Weißer; wie er und Alba/Sue Storm ein glaubwürdiges Geschwisterpaar abgeben sollen, weiß ich nicht.

Ben Grimm, das „Ding“ ist ein interessanter Fall. In seiner Superkraftform ist er ein massiver Mutant mit orangen Ziegeln als Haut. In seiner menschlichen Form war er ein ungehobelter ehemaliger Footballspieler und Kriegsheld mit groben Gesichtszügen. Angesichts dieser Fakten und seinem Nachnamen „Grimm“ war es vernünftig anzunehmen, daß er vielleicht deutscher Abstammung war, mit einem Borreby-Phänotyp. Aber nein. Erst vor ziemlich kurzer Zeit wurde enthüllt, daß der noble Grimm, der College-Footballstar und Jagdfliegerheld, Jude [11] ist. Tatsächlich heißt es, daß Kirby Grimm nach sich selbst modelliert hätte, was immer man davon halten mag. Interessant aber, falls es so ist, daß Grimms Ethnizität nicht zur Zeit der Schöpfung der Fantastic Four enthüllt wurde, sondern stattdessen Jahrzehnte später. Fürchteten Lee und Kirby, daß diese Enthüllung den Verkaufszahlen in den 1960ern geschadet hätte?

Aus dem obigen Link lesen wir das Folgende (Hervorhebung und „sic“ von mir [d. h. Ted Sallis]):

„Kirby stellte sich das Ding immer als jüdisch vor,“ sagte Marvel-Chefredakteur Tom Brevoort. Laut Brevoort bewahrte Kirby (geboren als Jacob Kurtzberg) in seinem Haus eine frühe Zeichnung des Dings in vollem rabbinischem Ornat auf, veröffentlichte sie aber nie.

Aber während Kirby vom Tag eins an gemeint hatte, daß das Ding jüdisch sei, und mit Kirbys Karriere vertraute Fans soviel vermutet haben mögen, wurde das Judentum des Superhelden auf den Seiten von Marvel nie geoffenbart.

„Es war niemals in einer Ausgabe der Fantastic Four aufgetaucht, daher war es nichts, was wir als zum Kanon gehörend betrachteten“, sagte Brevoort.

Die Entscheidung, die jüdischen Wurzeln des Dings zu enthüllen, erschien fast als wunderlich, fügte er hinzu, als Carl Kesel, der Co-Autor der jüngsten Ausgabe, sagte, daß er gerne eine Geschichte über die Vergangenheit des Dings schreiben würde.

Brevoort merkte an, daß ein hoher Prozentsatz der frühen Comiczeichner Juden waren (Stan Lee zum Beispiel wurde als Stan Lieber geboren). „Eine ganze Menge davon tarnte sich – das tat man, um seinen Fuß in die Tür zu bekommen“, sagte Brevoort und fügte hinzu, daß die Schöpfungen dieser heimlichen Juden recht oft verkleidete persönliche Geschichten waren.

In „Remembrance of Things Past“ gibt das Ding seine eigene Erklärung dafür ab, warum es so lange dauerte, bis sein Judentum herauskam.

Mr. Sheckerberg, ein Pfandleiher aus dem alten Viertel, sagt zu dem Ding: „All diese Jahre in den Nachrichten, und sie erwähnen nie, daß du Jude bist. Ich dachte, daß du dich dafür vielleicht ein wenig geschämt hättest.“

„Nah, das isses nicht“, antwortet das Ding. Jeder kann es im Internet rausfinden, wenn er will. Es ist nur… ich werbe nicht damit, das is’ alles. Schätze, es gibt genug Probleme auf der Welt, ohne daß die Leute denken, daß die Juden alles Monster wie ich sind.“

Aber in Wirklichkeit scheinen die Fans die Neuigkeit recht gut aufzunehmen, sagte Brevoort. „Wir hatten keine Ahnung, daß die Reaktion so sein würde,“ sagte Brevoort dem Forward.

Er sagte, daß Marvel, seit die Ausgabe erschien, mit Hunderten positiver Briefe und e-mails überschwemmt wurde, mit Antworten von „Wow! Das wußte ich nie – cool, wie ich!“ bis zu „Das habe ich immer vermutet.“

„Was von dem, das wir erhielten, einer negativen Reaktion am nächsten kam, war [ein Leser, der sagte]: ‚Es war eine gute Geschichte, aber gab es da nicht eine Ausgabe von 1974, wo die Fantastic Four alle zusammen Weihnachten feierten?’“

Aber die neue Ausgabe stellt klar, daß das Ding kein bloßer symbolischer Jude ist; er ist nicht so ein Jude, der niemals das Innere einer Synagoge gesehen hat. Obwohl das Ding keine Gottesdienste mehr besucht, denke es immer noch an seine Gebete. Über Mr. Sheckerberg kniend, der tot zu sein scheint, rezitiert das Ding das Schma.

Natürlich, seien wir ehrlich, sieht das Ding nicht jüdisch aus. Genausowenig weist es Eigenschaften auf – Fleiß, Passivität (sic!), Intelligenz – die viele Leser wahrscheinlich mit Juden assoziieren.

Er entspricht gewiß nicht diesem Stereotyp“, sagte Brevoort.

Mir fällt es schwer zu glauben, daß die jüdischen Autoren und Zeichner „sich tarnen“ mußten, um es in der Welt des Comics „zu schaffen“, da Individuen jüdischer Abstammung in dem Bereich von den frühesten Tagen des „Goldenen Zeitalters“ der Comics an (z. B. der Kreation von Superman durch DC Comics etc.) bedeutend waren.

Vielleicht nicht ohne Bezug zu dieser Sorge um Ethnizität bekämpften die Fantastic Four in einem frühen Comic den „Hatemonger“ [„Haßschürer“], der die weißen Amerikaner dazu aufhetzte, (natürlich unschuldige) Ausländer anzugreifen. Unmaskiert stellte sich der Hatemonger als… erraten, Adolf Hitler heraus (mehr über die Behandlung von Hitler durch Marvel weiter unten). Jahre später bekämpften die Fantastic Four einen anderen Hate-Monger [12], aber wieder mit dem Thema, daß „Hass“ böse und psychotisch ist, und die noblen Helden für „Wahrheit, Gerechtigkeit und den American Way“ kämpften – wobei letzterer laut Marvel in Toleranz, Vielfalt und Verfassungspatriotismus besteht.

Der größte Feind der Fantastic Four – und einer der größten Schurken in der Geschichte der Comics – ist Dr. Doom [13], ein gepeinigtes Genie, Monarch der mythischen ostmitteleuropäischen Nation „Latveria“, ein Mann, der sich hinter einer Metallmaske verbirgt, nachdem er angeblich durch eine Explosion entstellt wurde (oder indem er die heiße Maske aufsetzte, bevor sie richtig abgekühlt war).

Das aus ethno-rassischer Perspektive Interessante an Dr. Doom ist, daß er ein ethnischer Zigeuner sein soll. Ich bin durch Osteuropa gereist und habe echte Zigeuner gesehen. Unvermischte Zigeuner sind dunkelhäutige Südasiaten, die – in physischer Erscheinung, Kleidung und Eigenheiten – ihren rassischen Vettern vom Ganges ähneln. Vermischtere Zigeuner haben ein nahöstliches Erscheinungsbild; beide Typen sind für gewöhnlich leicht von der eingeborenen osteuropäischen Bevölkerung zu unterscheiden.

Doom jedoch wird (vor seinem Unfall) mit einem völlig (ost-) europäischen Phänotyp [14] dargestellt. Somit stellt Marvel die Zigeuner so dar, als ob sie wie, sagen wir, Irish Travelers wären – rassisch ununterscheidbar vom Gastgebervolk und bloß durch eine andere Lebensweise und Kultur gekennzeichnet. Ob diese rassische Verzerrung an Unwissenheit liegt oder an Böswilligkeit seitens Marvel, weiß ich nicht.

The Incredible Hulk

[15]Hinsichtlich des Incredible Hulk (Bruce Banner) hat Bowden eine exzellente Einschätzung der Dynamik Hulk vs. Leader [16] abgegeben. Von besonderem Interesse war ein Kommentar zu diesem Artikel, betreffend den jüdischen Helden Doc Samson:

Wie wäre es mit einer Analyse des ersten Erscheinens des jüdischen Superhelden Doc Samson? Samson heilt den Hulk, indem er dessen Gammastrahlung abzapft und ihn wieder in Bruce Banner zurückverwandelt. Samson benutzt einen Bruchteil dieser Strahlung, um sich in einen übermenschlichen Muskelmann mit langem grünem Haar zu verwandeln. Er beginnt dann, mit Betty Ross (Shiksa) zu gehen, wodurch er sie praktisch dem nun dürren Banner wegnimmt. Banner wird zornig, bestrahlt sich wieder, wird zum dummen Hulk, kämpft gegen Samson und gewinnt. Betty Ross beobachtet die Kämpfe und trifft ihre Wahl… sie läuft dem geistreichen Juden Samson zu Hilfe, der von dem dummen, rohen Nichtjuden Banner/Hulk „verfolgt“ wird. Der Nichtjude Hulk – zu dumm, um zu verstehen, „was er verloren hat“ – springt davon und läßt Samson mit der Shiksa-Frau zurück. Später kehrt Ross natürlich zu Banner zurück, aber die Geschichte ist faszinierend. Natürlich wurde Samsons jüdische Identität bei seinem ersten Auftritt nur angedeutet, um sie für den Leser genießbarer zu machen, aber später offen enthüllt, und was seine Identität sein sollte, war die ganze Zeit offenkundig.

Eine weitere Ansicht zu der Geschichte gibt es hier [17].

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Doc Samson

Ein paar weitere Informationen über Doc Samson gibt es hier [19]. Relevante Auszüge (Hervorhebung von mir [d. h. Ted Sallis], außer bei den Namen am Anfang):

Leonard Samson wurde als Leonard Skivorski Jr. in Tulsa, Oklahoma geboren. Sein Vater, Dr. Leonard „Leo“ Skivorski, war in seiner Heimatstadt ein beliebter Psychiater, der sich auf die Behandlung junger Frauen spezialisierte, mit denen er oft außereheliche Affären pflegte… [Anm. d. Ü.: siehe auch Wer tötete Marilyn Monroe? [20] von Irmin Vinson] Mrs. Skivorski hatte ihrem Ehemann wegen seines langen Haars den Spitznamen „Samson“ gegeben. Leonard Jr. äußerte anfänglich sein Desinteresse daran, Psychiater zu werden, vielleicht weil er eine Abneigung gegen die Liebeleien seines Vaters hatte. Trotzdem wurde er ein Collegeprofessor und Psychiater. Nachdem Robert Bruce Banner vorübergehend davon geheilt worden war, der Hulk zu sein, indem ihm die Gammastrahlung abgezapft wurde, die seine Verwandlungen verursachte, setzte Samson, der in seinem Beruf als Psychiater mit Banner/Hulk gearbeitet hatte, sich selbst ein wenig von der Strahlung aus, was ihm eine übermenschlich starke und muskulöse Statur verlieh und sein Haar grün werden und lang wachsen ließ, womit er seinem biblischen Namenspatron ähnelte. Anfänglich hängt Samsons physische Stärke von der Länge seines Haars ab, obwohl seine Gamma-Mutation sich schließlich stabilisierte, wodurch die Länge seines Haars kein Faktor mehr war. Kurz danach veranlaßt sein Flirten mit Betty Ross einen eifersüchtigen Banner, sich wieder der Strahlung auszusetzen, wodurch er wieder zum Hulk wird, um gegen Samson zu kämpfen.

Samsons jüdisches Erbe wird in dem Sachbuch From Krakow To Krypton besprochen.

X-Men

[21]Ein weiterer bekannter Marvel-Comic ist X-Men, der in den 1980ern wahnsinnig beliebt war und damals von verschlungenen und „reifen“ Handlungssträngen charakterisiert war, welche sich oft mit verschiedenen verwandten Comic-Handlungen überschnitten, und der von einer ganzen Schar „komplexer“ Charaktere bevölkert war, sowohl Helden als auch Schurken.

Als Mutanten („Homo superior“] von der normalen menschlichen Gesellschaft mit diskriminierender Feindseligkeit betrachtet, geraten die X-Men in Situationen, die es Marvel ermöglichen, Fragen wie Rasse, Rassismus, Diskriminierung und Toleranz aus liberaler, multikulturalistischer Perspektive zu erforschen. Immerhin sind die X-Men, die Harmonie zwischen Mutanten und Menschen schätzen, die Helden, während die mutantenhassenden Menschen und die elitistischen, anti-menschlichen „bösen Mutanten“ Schurken sind. Diese Dynamik überträgt sich auf die Filmserie. In Bowdens Artikel über den Hulk wurde der folgende Kommentar abgegeben:

Dieser ideologische Kampf zwischen den humanistischen Superhelden und den elitistischen Schurken wird im neuesten X-Men-Film recht schön in einem Dialog zwischen Professor X und Magneto zusammengefaßt. Professor X sagt: „Wir haben es in uns, die besseren Menschen zu sein.“ Magneto antwortet: „Das sind wir bereits.“

An anderer Stelle im Film sagt Professor X zu Magneto, daß er inneren Frieden haben kann, wird aber zurechtgewiesen: „Friede war niemals eine Option.“ Eine Zeile, die Nietzsches Zusammenfassung der Moral in Der Antichrist in Erinnerung ruft: „Was ist gut? Nicht Genügsamkeit, sondern mehr Macht; nicht Frieden um jeden Preis, sondern Krieg.“

Beachten Sie, daß Magneto ein jüdischer Holocaust-Überlebender ist. Beachten Sie auch, daß sowohl die normalen Menschen als auch die Mutanten multirassisch sind: es gibt weiße, schwarze, braune, gelbe und rote Menschen und weiße, schwarze, braune, gelbe und rote Mutanten [22]. Dadurch verringert, ja eliminiert der X-Men-Comic auf clevere Weise die Bedeutung der tatsächlichen Rasse. Die fundamentale Unterteilung der Menschen in Rassen wird durch eine mythische Mensch/Mutant-Grenze ersetzt, die Rassenunterschiede überschreitet und die selbst das Thema eines Moralisierens über Diskriminierung und Toleranz ist.

Captain America

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Captain America

Captain America ist immer ein ziemlich „politischer“ Comic gewesen, in dem der Hauptcharakter Marvels liberale, tolerante, Diversity-freundliche, verfassungspatriotische Sicht auf Amerika repräsentierte. Captain America ist Steve Rogers [24], in Phänotyp und Abstammung ähnlich den Storm-Geschwistern der Fantastic Four. Ursprünglich ein prototypischer „98-Pfund-Schwächling“, wurde Rogers durch das von einem jüdischen Wissenschaftler erfundene „Supersoldatenserum“ in das „physisch perfekte Exemplar“ verwandelt. Dies geschah während des Zweiten Weltkriegs, und Captain America repräsentierte Marvels Amerika gegen die gefürchteten Nazis, darunter Hitler.

Dem Marvel-Universum zufolge ist Hitler vorsätzlich, wissentlich böse. In anderen Worten, während der reale Hitler, wenn auch von der höflichen Gesellschaft als böse geschmäht, sich selbst als auf der Seite des Guten stehend wahrnahm, weiß der Marvel-Hitler [25], daß er böse ist, weidet sich daran und gründet seine Handlungen nicht nur auf das, wovon er glaubt, daß es seine persönliche Macht mehren wird, sondern auch auf das, was das Böse verbreiten wird. Folglich waren Hitler und der Nationalsozialismus und deren Kampf gegen die liberale Demokratie laut Marvel nicht das Ergebnis von Hitlers pervertierter Wahrnehmung des Guten oder auch nur von widerstreitenden Weltsichten von der idealen Gesellschaft, sondern vielmehr von Hitlers aktiver und wissentlicher Annahme des Bösen, seiner Entscheidung, böse zu sein. Daher sind Hitler und seine Anhänger die Agenten der Finsternis. Der Red Skull [26] (Johann Schmidt) übertrifft Hitler, während er sich über Adolfs „banales Böses“ erhebt, um sich das „kosmische Böse“ zu eigen zu machen; hier gibt es von Marvel die ultimative Entmenschlichung der ideologischen (und ethnischen) Gegner als Inkarnationen des Bösen [27] statt als voll ausgebildete menschliche Wesen.

Der Charakter des Red Skull ist von Marvel oft verwendet worden, um rassisch-politische Punkte zu sammeln. Amüsanterweise beschuldigte jedoch der Nazi-Skull hier [28] den jüdischen Magneto der Scheinheiligkeit; Magneto setzte in weiterer Folge seine Kräfte ein, um den Skull in einem unterirdischen Verlies einzusperren, wo er beinahe starb, ehe er von seinen Anhängern gerettet wurde. Und in Captain America #185 [29] von Mitte der 1970er läßt der Red Skull, erzürnt von einem aus einem schwarzen Mann und einer weißen Frau bestehenden Paar, die beiden entführen und foltern. Nun… der Skull ist die Personifikation des Bösen, nicht wahr? Nur das pure Böse hätte etwas gegen solch ein Paar, nicht? Einmal hatte Captain America als Sidekick einen noblen und heroischen Schwarzen, den Falcon; ein anderes Mal hatte Rogers eine Beziehung zu einer Jüdin. Daher tadelt der Skull Rogers im epischen Captain America #300 [30] während eines Entscheidungskampfes zwischen Captain America und dem Red Skull, warum ein „überlegener Mann“ (Rogers) sich zu Minderheiten und anderen solchen Minderwertigen gesellt. Johann, Johann, kennst du nicht die Agenda von Marvel?

Man muß auch hinzufügen, daß die meisten „bösen Verschwörerorganisationen“ bei Marvel, und immer auffallend auf den Seiten von Captain America, dazu neigen, rechts und faschistisch [31] zu sein, von HYDRA über AIM und das Secret Empire bis zu den rassistischen Sons of the Serpent [32]. Ja, in der Tat, der durch und durch amerikanische Steve Rogers springt hart mit solchen unamerikanischen Hassern um!

Thor

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Thor

Der Comic Thor ist ebenfalls einigermaßen interessant, nachdem er den alten nordischen Legenden halbwegs getreu ist. Im Gegensatz zum Film sind die Asgarder des Comics im Grunde alle von skandinavischer physischer Erscheinung [34], obwohl es einige geringfügige Unterschiede gibt zwischen den Darstellungen des Comics und der originalen mythologischen Beschreibungen. Thors Hauptfeind ist sein adoptierter „Bruder“ Loki. Die Ursprungsgeschichte von Loki im Comic läßt die Asgarder, angeführt von Odin, Krieg gegen die Riesen führen, wobei sie alle Riesen töten, einschließlich des Königs der Riesen. Dieses Blutbad überlebt der kleine Sohn des Königs, Loki, der in normaler Größe geboren und daher von den Riesen verachtet wird.

Odin adoptiert Loki und zieht ihn als seinen eigenen Sohn auf, zusammen mit seinem wirklichen biologischen Sohn Thor. Das Blut setzt sich jedoch durch. Im Gegensatz zu dem fröhlichen, goldhaarigen Thor ist Loki ein krummer, schwarzhaariger, mürrischer Unzufriedener [35], der auf seinen „Bruder“ wild eifersüchtig ist und ständig Unheil plant. Loki wächst zum „Gott des Bösen“ heran, manchmal mit einem vage semitischen Angesicht dargestellt – eine Demonstration der Verwüstung, die verursacht wird, wenn man den Fremden in die Gemeinschaft hereinholt und die Unterschiede des Blutes ignoriert. Dies war in der Tat eine bemerkenswerte und anormale Geschichte von Lee-Kirby, und man fragt sich, ob einer dieser Männer jemals erkannte, auf welch verschiedene Weise solch eine Geschichte interpretiert werden konnte.

Iron Man

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Iron Man

Der paläo-atlantide „reiche Playboy-Industrielle“ Tony Stark [37], anscheinend von ähnlicher ethnischer Herkunft wie die meisten Helden von Marvel, ist der als Iron Man bekannte Held. Ursprünglich ein stark am Kalten Krieg orientierter Charakter, tendierte Iron Man dazu, gegen ostasiatische und slawische Bösewichte zu kämpfen, von denen manche kommunistische Verbindungen hatten. Später in den 70ern „reformierte“ Stark sich und rückte nach „links“; seine Firma hörte auf, Kriegsmaterial zu produzieren, und seine Feinde wurden weniger offen politisch (obwohl er zu der Zeit gegen den revolutionären linken Schurken Firebrand kämpfte, einen Weißen, der für Marvels verfassungspatriotischen Geschmack zu radikal war). Einmal wurde Stark zu einem hoffnungslosen Säufer, und es hat Zeiten gegeben, wo er nicht in der Lage war, als Iron Man zu dienen. Keine Angst! Stark hatte einen noblen, harten, intelligenten, charmanten und wundervollen schwarzen Freund [38], der die Rolle des Iron Man übernehmen konnte [39], wenn nötig; dieses Individuum wurde einmal in einer sexuellen Beziehung zu einer weißen Frau gezeigt – vielleicht eine der Vergünstigungen des Jobs?

Marvel über das weiße Amerika

Wahrscheinlich der berühmteste Charakter von Marvel ist Spider-Man, „realer Name“ Peter Parker [40], anscheinend von ähnlicher ethnischer Herkunft und Phänotyp wie Reed Richards. Ursprünglich ein problembeladener Teenager-Nerd, war und ist Peter Parker/Spider-Man der Inbegriff von Marvels Versuch, ihre Charaktere als „Männer von der Straße“ aus dem wahren Leben darzustellen statt als Superman-artige Halbgötter.

Nachdem Spider-Man und viele dieser anderen Helden in New York stationiert sind, muß man etwas dazu sagen, wie Marvel die kosmopolitischste Stadt der Welt behandelt. Diesen Comics nach zu urteilen, ist New York City überwiegend weiß, euro-amerikanisch, wobei die meisten Menschen anscheinend von der amerikanischen Gründerpopulation abstammen. Wenn wir uns die Nachnamen vieler Charaktere aus Spider-Man ansehen, sehen wir zum Beispiel: Parker, May, Stacey, Thompson, Watson, Jameson, Dillon, Osborn etc. Man würde nie glauben, daß New York in Wirklichkeit eine Stadt ist, die vorwiegend schwarz, hispanisch und jüdisch ist, mit einer geringen Beimischung von Asiaten und ethnischen Weißen. Natürlich sind die meisten Schurken in Spider-Man [41] wie auch die Straßenkriminellen weiße Männer, und sein hartnäckigster Feind, Norman Osborn [42] (der Green Goblin) ist rothaarig.

Andererseits ist der blinde Superheld Daredevil (Matt Murdock [43]) ebenfalls rothaarig, also gleichen sich die Dinge vielleicht aus? Daredevil ist ebenfalls in New York stationiert, und historisch haben führende Charaktere in diesem Comic ebenfalls Nachnamen wie zum Beispiel Murdock, Nelson, Page, Fisk etc, gehabt. Wir sehen wiederum das allgemeine Muster von Marvel, rassische Realitäten zu verschleiern. Es sollte nicht überraschen, daß die meisten Schurken und Kriminellen, denen  Daredevil begegnet, ebenfalls weiße Männer sind. Wer hätte je gedacht, daß New York City so von weißer Kriminalität überlaufen ist?

Übrigens, und wie Lee selbst in einem seiner Bücher anspielte, war Stan Lee ein großer Fan von Alliterationen [Anlautreimen; d. Ü.] bei der Namenswahl für die Charaktere: Peter Parker, Susan Storm, Reed Richards, Matt Murdock, Victor von Doom, Bruce Banner etc. Mit dem Fingerspitzengefühl seiner Volksgenossen in Hollywood verstand Lee es sicherlich, seine Marke zu vermarkten und die Namen und Bilder im Kopf des Lesers hängenbleiben zu lassen. Zusätzlich verstehen es die Schöpfer von Comics ähnlich wie Hollywood, ansprechende weiße Charaktere zu nutzen, um destruktive multikulturelle Denkweisen zu fördern, während sie Nationalisten und auf Bewahrung Bedachte buchstäblich zur Personifikation des puren Bösen machen.

Nichtweiße in Marvels Universum

Im Vergleich zu den allgegenwärtigen weißen Verbrechern und Schurken tendieren Marvels schwarze Charaktere [44] dazu, nobel und heroisch [45] zu sein, vom Black Panther bis zum „harten Kerl“ Luke Cage und einer ganzen Menge anderer. Wie wir sehen können [46], hat Marvel keine Scheu, Paare und Ehen mit schwarzen Männern und weißen Frauen und die daraus folgende gemischte Nachkommenschaft zu bewerben. Sind wir überrascht?

[47]

The Yellow Claw

Andererseits hatten Marvels ostasiatische Charaktere eine schwierigere Geschichte und machten anfänglich die Phase der Gelben Gefahr [48] mit vorstehenden Zähnen und Krallenfingern durch, bevor es in den letzten Jahrzehnten eine modernere Interpretation gab. Dies findet in gewissem Sinne eine Parallele in Marvels Ansicht zum Vietnamkrieg und zur Politik im Allgemeinen. Anfang bis Mitte der 1960er, besonders in Iron Man und Fantastic Four bewarben Lee und Kirby einen standhaften amerikanischen Verfassungspatriotismus, Antikommunismus und Unterstützung für den Vietnamkrieg. In dieser Zeit waren Rassenstereotypen über Ostasiaten üblicher.

Später kamen jüngere Autoren mit liberaleren Ideen zu Krieg und Politik daher, und die Darstellungen von Ostasiaten wurden entsprechend angepaßt (obwohl der Mandarin [49] und Yellow Claw noch eine Weile als Schurken mit vorstehenden Zähnen bestehen blieben).

Marvel über ethnische Weiße

Schlußendlich ein paar Worte über Marvels Behandlung von „ethnisch Weißen“. Ein amüsanter Fall ist der Mutant Banshee, der – was nicht überrascht – Ire ist. Damals in den 1960ern schien seine Darstellung anti-irischen nativistischen Karikaturen von Mitte des 19. Jahrhunderts entnommen zu sein – eine Physiognomie, die wie ein Hybrid aus Affe und Kobold [50] aussieht. Spätere Darstellungen in „aufgeklärteren“ späteren Jahrzehnten gaben ihm ein keltischeres, normales menschliches Erscheinungsbild.

Was Italiener angeht, so ist Marvels Version der Mafia die aus Italienern bestehende “Maggia” [51], gewalttätige Gangster, die den Helden immer Schwierigkeiten machen. Der vielleicht prominenteste italo-amerikanische Charakter bei Marvel ist Frank Castle (Francis Castiglione), von sizilianischer Abstammung [52], vom Phänotyp her atlanto-mediterran [53], der als “The Punisher” [54] bekannte Vigilant und Antiheld. Im Gegensatz zum noblen Juden Ben Grimm oder dem Neger Black Panther wird Castiglione so beschrieben:

Der Punisher ist ein Vigilant, der bei seinem Krieg gegen das Verbrechen Mord, Entführung, Erpressung, Folter und Drohungen mit Gewalt einsetzt… Die brutale Natur des Punishers und seine Bereitschaft zu töten…

Brutal und gewalttätig. Wir sehen hier interessante Parallelen zu Hollywood.

Andere „Med“-Charaktere umfassen den Schurken „Matador“ aus Daredevil (natürlich Spanier) und die griechischstämmige „Elektra“, die eine Auftragsmörderin ist (ein offenkundiger Trend). Osteuropäische/slawische Charaktere neigten dazu, Schurken zu sein, besonders während des Kalten Krieges. Dazu gehören: Red Ghost, Titanium Man, Crimson Dynamo, Abomination, der Gargoyle und sein Sohn Gremlin, Kraven the Hunter, die Black Widow (später eine Heldin, nachdem sie abtrünnig wurde) etc. Viele dieser Charaktere waren lachhafte Stereotype. Was soll man zum Beispiel von „Boris Bullski [55]“ (Titanium Man) halten? Daß er auf „Moose & Squirrel [56]“ zornig ist? Nein, Slawen sind von Marvel nicht mit dem Respekt und der Sensibilität behandelt worden, die sie für, sagen wir, den Neger übrig hatten. Oder für Ben Grimm.

Marvel als multirassische Propaganda

Während ich zustimme, daß Marvel-Comics (und Comics im Allgemeinen) in den letzten Jahren multirassischer und „politisch korrekter“ geworden sind (ganz zu schweigen von den auf Comics beruhenden Filmen, die oft schlimmer sind), stellt mein Essay klar, daß ich nicht glaube, daß Marvel jemals eine „Bastion des Weißentums [57]“ in rassisch-nationalistischem Sinne war. Sicher, die meisten Charaktere waren und sind immer noch weiß, aber die ansprechendsten weißen Charaktere sind immer starke Unterstützer des rasselosen Verfassungspatriotismus gewesen, und Gegner der Werte der „Intoleranz“ (sic), die Nationalisten bevorzugen würden.

Man kann argumentieren, daß das rassisch liberale weiße Marvel der Vergangenheit die Bühne für das multirassischere Marvel von heute bereitet hat. Wenn Peter Parker nicht solch ein gutmenschlicher Rassenliberaler wäre (in Widerspiegelung der Einstellungen seiner Schöpfer), dann wäre seine „ultimative“ (aber nicht originale) Version niemals getötet worden, um Platz für eine „Person of color“ zu machen. Steve Rogers, Captain America, repräsentiert das „Weißentum“ vielleicht physisch, aber hat er jemals nationalistische Werte vertreten? Dieser Comic charakterisierte rassische Nationalisten als die Personifikation des Bösen und zeigte Rogers mit einem Neger als Partner und mit einer jüdischen Liebhaberin. „Weißentum“?

Ähnlichkeiten zwischen Marvel Comics und Hollywood hinsichtlich ihrer Behandlung von Ethnizität und Rasse überraschen nicht, angesichts der ähnlichen ethnischen Ursprünge beider Institutionen. Filme, Fernsehen, Bücher, Comics oder welches Medium auch immer, die erweiterten Phänotypen bestimmter ethnischer Gruppen kommen immer zum Ausdruck, und es ist klar, daß diese erweiterten Phänotypen unvereinbar sind mit dem langfristigen Wohlergehen europäischstämmiger Völker.

Source: http://fjordman.wordpress.com/2011/10/20/marvel-comics-ethnizitat-und-rasse/ [58]